Natürlich ist damit der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) gemeint, nicht irgendwelche hochpreisigen Edelmarken der Schuhindustrie!
In Nordbayern, nahe bei Sulzbach Rosenberg, gibt es ein größeres Vorkommen dieser „Edelblumen“. Heuer war aufgrund des milden Winters die Vegetation mindestens zwei Wochen früher dran, so dass ich mich bereits gegen Ende Mai auf den Weg zu den Frauenschuhen mache. Ich habe mir ein paar konkrete Umsetzungen des Frauenschuh-Motivs vorgenommen. Schon um drei Uhr morgens klingelt mein Wecker, ich muss noch ein Stück fahren, zum Standort aufsteigen und vor allem will ich das Morgenlicht der aufgehenden Sonne nutzen. Also Augen zu (oder besser auf) und durch!
Rechtzeitig vor Sonnenaufgang komme ich bei den Orchideen an und bin erstmal wieder überwältigt von der schier unglaublichen Blütenfülle. Viel Zeit zum Staunen
bleibt mir aber nicht, denn die Sonne kämpft sich unaufhaltsam voran und das Licht ist das kostbarste Gut des Photographen. Wie immer tue ich mich anfangs etwas schwer, meine Vorstellungen
entsprechend umzusetzen, es dauert einfach, bis ich „reinkomme“. Ein Exemplar zu finden, das im richtigen Licht steht und vor passendem Hintergrund entsprechend freigestellt ist, ist ein
schwieriges Unterfangen. Gerade das im Wald extrem schnell wechselnde Licht und die wandernden Lichtspots erfordern ein schnelles Sehen und Reagieren. Nach kurzer Zeit jedoch lösen sich meine
anfänglichen Schwierigkeiten und die Zeit vergeht wie im Flug.
Überraschenderweise bin ich die ersten zwei Stunden an diesem Platz völlig allein. Ich kann ein paar Orchideen-Motive weitgehend so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt habe: Zum einen wollte ich den Frauenschuh als Pflanze so darstellen, wie es typisch ist. Im dunklen Wald erreichen nur wenige Lichtstrahlen diesen Spezialisten. Gerade dieses Motiv hatte ich längere Zeit vor meinem geistigen Auge. Außerdem ist mir besonders an einer malerischen, eher künstlerischen Darstellung dieser Orchideen-Art gelegen. Ich wollte mich bewusst von der rein dokumentarischen Photographie lösen.
Neben dem Frauenschuh blühen dort auch ein paar Maiglöckchen, die Waldhyazinthe, das weiße Waldvögelein und die Fliegen-Ragwurz. Man müsste an mehreren Orten gleichzeitig sein können…
Leider steigt die Sonne viel zu schnell in die Höhe und das Licht wird zu hart, so dass die Umsetzung einiger Ideen nicht mehr klappt. Aber das frühe Aufstehen hat sich gelohnt und das Wetter hat mitgespielt, am nächsten Tag hätte mich morgens leichter Regen erwartet...
Nächstes Jahr möchte ich natürlich unbedingt wieder dabei sein! Nachdem aber die Forstwirtschaft hier am Standort ziemlich aktiv war, bin ich gespannt, wie sich dies auf die Orchideen-Population auswirken wird…